Vier Nationen machen sich mit insgesamt sechs Großbogenbrücken aus dem 19. Jahrhundert auf den Weg zu einer seriellen transnationalen Bewerbung als UNESCO Weltkulturerbe.
Müngstener Brücke
Deutschland Anton von Rieppel 1893-1897
Überspannt die Wupper zwischen den Städten Remscheid und Solingen mit einer Höhe von 107 Metern und einer Länge von 465 Metern. Die Brücke ist die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands und markiert einen Markstein modernsten Ingenieurswissens der Periode der Zweiten Industriellen Revolution im ausgehenden 19. Jahrhundert.
Ponte San Michele
Italien Jules Röthlisberger 1887-1889
Überquert den Adda bei Mailand zwischen den in Norditalien gelegenen Orten Paderno d'Adda und Calusco d'Adda. Die Brücke hat eine doppelte Fahrbahnplatte und ist 150 Meter lang und 85 Meter hoch. Sie ist ein wichtiges Beispiel für die industrielle Architektur des ausgehenden 19. Jahrhunderts in Italien.
Garabit Viaduct
Frankreich Gustave Eiffel / Maurice Koechlin 1880-1884
Überspannt den Fluss Truyère bei Ruynes-en-Margeride in Frankreich mit einer Höhe von 165 Metern und einer Länge von 565 Metern. Das schmiedeeiserne Viadukt ist eines der wichtigsten Werke Gustave Eiffels. Es war außerdem zum Zeitpunkt seiner Errichtung höchstes Brückebauwerk der Welt.
Viaduc du Viaur
Frankreich Paul-Joseph Bodin 1895-1902
überspannt als einspurige stählerne Eisenbahnbrücke das Tal des Viaur und ist bis heute die größte Stahlbrücke Frankreichs. Der Viaur-Viadukt befindet sich auf dem Gebiet der Gemeinden Tauriac-de-Naucelle und Tanus. Da der Viaur hier gleichzeitig Departementsgrenze ist, schlägt der Viadukt auch den Bogen zwischen den Departements Aveyron und Tarn. Bodin konzipierte sie nicht als Bogen-, sondern als Auslegerbrücke, deren zwei Kragträger sich in der Mitte über ein Drehgelenk gegenseitig abstützen.
Ponte Maria Pia
Portugal G.Eiffel / T. Seyrig 1875-1877
Überquert den Fluss Douro zwischen Porto und Vila Nova de Gaia. Sie ist 61,20 Meter hoch und hat eine Länge von 563 Meter. Die Ponte Maria Pia nimmt eine wichtige Rolle in der Geschichte der Konstruktion von Eisenbahnbrücken ein, denn bei der Bogenkonstruktion kamen die neuesten Konstruktionstechniken zum Einsatz.
Ponte Dom Luis I
Portugal Theophile Seyrig 1886
Überquert den Fluss Douro und verbindet die beiden portugiesischen Städte Porto und Vila Nova de Gaia. Die Bogenbrücke für Züge und Fahrzeuge hat mit 172 Meter die längste Spannweite von Brücken ihrer Art weltweit und bringt zugleich eine hohe technische und gestalterische Qualität zum Ausdruck.
Die UNESCO-Welterbeliste
Das Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt (Welterbekonvention) von 1972 basiert auf der Leitidee, dass „Teile des Kultur- und Naturerbes von außergewöhnlicher Bedeutung sind und daher als Bestandteil des Welterbes der ganzen Menschheit erhalten werden müssen". Die UNESCO-Welterbeliste fasst das natürliche und kulturelle Erbe der Menschheit von außergewöhnlicher universeller Bedeutung zusammen.
Der potenzielle außergewöhnliche Wert des transnationalen Nominierungsvorschlags "Großbogenbrücken des 19. Jahrhunderts" liegt darin, dass der Verlauf der technischen Entwicklung dieses Brückentyps in europäischen Ländern im 19. Jahrhundert lückenlos dargestellt wird. Zudem können die letzten Bogenbrücken aus dieser Zeit für künftige Generationen bewahrt werden.
Für die bergische Region hätte eine Auszeichnung als Weltkulturerbe große Bedeutung: Nicht nur der Fremdenverkehr und das Tourismusgewerbe würde durch den "Welterbe-Tourismus" profitieren, auch das gesamte Image des Städtedreiecks erhielte einen weiteren Aufschwung. "In der ganzen Welt würde in Publikationen und im Internet auf das Welterbe Müngstener Brücke hingewiesen", sind Stephan A. Vogelskamp als Geschäftsführer der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft und Carsten Zimmermann als Projektleiter überzeugt.