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Für Demokratie und Vielfalt
28. Januar 2024
Solingen steht zusammen für Demokratie und Vielfalt! Das haben über 5.000 Teilnehmer bei der Demonstration gegen Rechts eindrucksvoll bewiesen.
Foto: Stefan Fries

Oberbürgermeister Tim-O. Kurzbach
Liebe Solingerinnen und Solinger,
Buon giorno - Bon jour - Buenos dias - Hello everbody - Hej med dig - Ni hao - Kali mera - Goedendach - Dzien dobry - Bom dia - Merhaba - Salam aleikum - Dobry dei
Ich sage es bewusst in den vielen Sprachen, die zu unserer Stadt gehören. Denn alle Menschen, egal woher sie kommen, woran sie glauben und wen sie lieb haben: sie gehören zu unserem Solingen - und Nazis nicht.
Wir haben es soeben gehört: Menschen in unserem Land haben wieder Angst. Angst, weil wieder Listen geschrieben werden. Und deshalb stehen wir heute hier, zuallervorderst um laut zu sagen: Wir stehen zu euch, wir schützen euch, habt keine Angst.
Der braune Schoß, er trägt wieder schreckliche Früchte. Sie treffen sich wieder um zu planen, wer deportiert wird. Heute reden sie nur über Menschen aus anderen Ländern. Und wen nehmen sie sich als nächstes vor? Dabei machen sie es noch nicht einmal geheim. Sie schreiben es sogar auf. In den nächsten Plänen heißt es, sind es wieder die Behinderten, denen sie an den Kragen wollen.
Und niemand kann diesmal sagen, wir haben es ja nicht geahnt oder nicht gewusst.
Gemeinsam machen wir hier heute deutlich: Rechtsextremismus ist keine Meinung, es ist ein Verbrechen gegen die Menschheit.
Es ist so wichtig, heute hier zu sein. Für Solingen, um für seine Menschen einzustehen. Um zu zeigen: Wir werden unsere Demokratie verteidigen. Jede und jeder Einzelne von uns wird aufstehen und für die Demokratie einstehen.
Warum haben die Mütter und Väter unseres Grundgesetzes im Artikel 1 als oberstes Ziel ganz klar formuliert: Die Würde des Menschen ist unantastbar? Weil sie es bitter und unmenschlich erfahren haben! So fängt es an, in dem man Menschen die Würde nimmt. Indem man Menschen die Würde nimmt, fängt man an, die Diktatur zu formen. Und deswegen müssen wir aufstehen und uns gegen die Anfänge wehren.
Ja, es gibt Sorgen und Nöte in unserem Land - und gerade auch, wenn ich in die Welt schaue. Ja, darüber müssen wir reden. Aber das ist keine Entschuldigung für Hass und Hetze und keine Entschuldigung dafür, Menschen zu bedrohen.
Die Rechten, die Nazis, sind die gleichen wie vor 100 Jahren. Und ein Teil der AfD ist eindeutg rechtsextrem, steht eben nicht auf den Boden unserer Verfassung. Diese Rechtsextremen verachten die Grundsätze unseres Grundgesetzes, von Freiheit, von Gleichheit, von Geschwisterlichkeit. Damit bieten sie niemals eine demokratische Alternative.
Wenn also die Nazis die gleichen sind wie damals, dann kommt es jetzt auf uns an. Wir dürfen dieses Mal nicht wegschauen oder ertragen – wie es damals geheißen hat „Das mit dem Herrn Hiter bekommen wir schon hin.“ Das war der Anfang vom Ende. Wir müssen heute arbeiten, wir müssen kämpfen für unsere Demokratie.
Die Werte von Gleichheit und Würde aller Menschen, von Freiheit und des sozialen Friedens sind nicht selbstverständlich. Gerade noch die Hälfte aller Länder dieser Erde sind Demokratien. Wir entscheiden, wie es in Deutschland weitergeht. Diese Werte, sie wurden erkämpft und sie müssen heute wieder verteidigt werden.
Heute zeigen wir es allen: Wir sind die Klingenstadt Solingen. Wir sind wirklich mehr! Und wir machen weiter. Jede und Jeder und das jeden Tag. Ich bin dabei! Ich bin der Enkel eines von Hitler schwer geschädigten Menschen, dem dieser Krieg alles genommen hat und der nur mit einer Jacke bekleidet hier in Solingen angekommen ist. Ich bin der Vater von drei Kindern, die eine wundervolle Oma aus Kolumbien haben und ohne diese Oma und ihre Tochter gäbe es meine Familie, die ich über alles liebe, nicht. So bin ich und so ist diese Stadt, die ich liebe, in der ich lebe, und für die ich arbeite. So sind die Menschen und genau so ist unser Solingen.
Wir tragen heute Verantwortung. Und ob wir es wirklich besser machen als die Menschen vor 100 Jahren, das müssen wir noch beweisen. Deswegen ist heute nicht Schluss, sondern der Aufbruch für etwas unendlich Wichtiges. Treten wir in einen neuen Dialog ein, auch und gerade da, wo es weh tut. Geht jetzt oder heute oder morgen in eine Restaurant, eine Kneipe, ein Café, in dem ihr noch nie gewesen seid und erzählt allen von dieser Demonstration. Klingelt bei euren Nachbarn, und gerade bei denen, die ihr noch nicht kennt, und sprecht sie an. Diskutiert miteinander, sprecht miteinander, aber im Respekt voreinander. Denn so manche populistische Vokabel, gesprochen oder geschrieben, bedient nur das Geschäft der AfD.
Fasst euch alle fest an den Händen, dass wir eine einzigartige Verbindung eingehen. Fasst euch an den Händen und bestärkt euch. Es kommt auf euch jetzt an! Wir überlassen den Rechten und den Feinden unserer Demokratie keinen Fußbreit unserer Klingenstadt. Nie wieder beginnt in Solingen genau jetzt!