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In Solingen leben Menschen aus 140 Nationen.

Manuel Lisboa

„Diskriminierung habe ich in Solingen noch nie erlebt.“

Foto: Uli Preuss

Der Angolaner und „Ehren-Portugiese“ Manuel Lisboa hat zahlreiche Ehrenämter
Text: Jutta Schreiber-Lenz

Manuel Lisboa ist aus Solingen nicht mehr wegzudenken. Man kommt kaum nach, all das aufzuzählen, wo der 74-Jährige aktiv und mittendrin ist, um mitzuhelfen. Der gebürtige Afrikaner aus Angola ist Mitbegründer des portugiesischen Heimatvereins und eifriger „Macher“ dort vor Ort. Außerdem Mitbegründer und Gesicht der Internationalen Liste, aktiv bei Amnesty International, ehrenamtlicher Helfer beim „Friedensdorf International“ und zudem ausgebildeter Sicherheitsbeauftragter für Senioren der Stadt Solingen. „Früher war ich auch Schiedsrichter“, erzählt er, der neben der Lizenz für den Fußball-Platz auch die Trainerlizenz für Jugendmannschaften hat.

Über mehrere Stationen nach Solingen gekommen, war der portugiesische Muttersprachler seit 1975 Sport-, Schwimm- und Deutschlehrer an verschiedenen Grundschulen, unter anderem in Kreuzweg. Stolz zeigt er Fotos aus dieser Zeit, in denen er mit seinen Schülern fröhlich in die Kamera des Fotografen lacht. Es habe ihm immer viel Spaß gemacht, mit Kindern und Jugendlichen zusammen zu sein und mit ihnen zu arbeiten, sagt der lebhafte 74-Jährige, dem man sein Alter nicht im Entferntesten ansieht. Eigene Kinder habe er leider nicht, bedauert er. Die Freude am Umgang mit jungen Menschen empfindet er auch heute noch, wenn er verletzte Kinder oder Teenager aus Kriegsgebieten betreut, die dank des Vereins „Friedensdorf International“ in Solinger Kliniken behandelt werden.

1943 in der angolanischen Stadt Benguela geboren, ging er 1964 nach Portugal. Die Unabhängigkeitskämpfe in seiner Heimat und die damit verbundenen Unruhen waren ihm zu heikel. „Ich wollte nicht als Soldat eingezogen werden“, blickt Lisboa zurück. Bei der portugiesischen Luftwaffe wurde er Flugzeugmechaniker. Ging zurück nach Hause – und suchte erneut das Weite. An der Algarve absolvierte er eine Ausbildung zum Hotelfachangestellten. Einem Intermezzo 1969 in London, wo er seine Englisch-Kenntnisse vertiefte, folgte der erste „Sprung“ nach Deutschland. In Freiburg war er das erste Mal als Lehrer tätig. „Das war 1970“, erinnert er sich. Stationen in Düsseldorf, Köln und Berlin folgten, bis er 1975 schließlich in Solingen landete, heiratete – und hier blieb. „Wir wohnen immer noch in der gleichen Wohnung auf der gleichen Straße“, sagt er schmunzelnd. „Früher allerdings zur Miete, inzwischen konnten wir sie kaufen.“

Er habe in Europa keinerlei Diskriminierungen wegen seiner dunklen Hautfarbe erlebt, sagt er. „Ich bin in einer ehemaligen Kolonie aufgewachsen; und da war es durch die Macht der Portugiesen viel offensichtlicher, dass Farbige weniger galten.“ In Solingen habe er dieses Problem nie gehabt. Auch wirtschaftlich sei es ihm immer gut gegangen. An den Tag des Brandanschlags kann sich Manuel Lisboa noch gut erinnern. Er sei zwar nicht in Solingen gewesen, sondern erst am Abend zurückgekehrt: „Früh genug, um mich an der Demo zu beteiligen, die ein klares Zeichen gegen das Verbrechen setzen wollte.“ Kopfschüttelnd erinnert er sich aber auch an die gewaltbereiten „Demo-Touristen“, die die Stimmung verschlimmert hätten, und die verbarrikadierten Geschäfte in der Innenstadt aus Angst vor Zerstörung. „Das war völlig kontraproduktiv und sinnfrei.“